Man liest es heutzutage immer wieder: Cloud, Cloud, Cloud. Aber warum die sichere und kontrollierte eigene Serverlandschaft verlassen, die kostbaren Daten in die intransparente Cloud migrieren und damit irgendwelchen Konzernen anvertrauen? Es gibt verschiedene Vorteile und Nachteile, die bei einem Wechsel in die Cloud abzuwägen sind.
Iaas, Paas, Saas…?
Wer sich mit der Cloud beschäftigt, kommt an Begriffen wie IaaS, PaaS und SaaS nicht vorbei. Dies sind verschiedene Formen von Cloud-Diensten, die sich am einfachsten als Abstufungen in der ‚Eigenbeteiligung‘ des Kunden verstehen lassen:
- IaaS (Infrastructure-as-a-Service) bezeichnet das Bereitstellen von Hardware, die meist je nach gebuchtem Speicherplatz, Netzwerktraffic und/oder Rechenleistung abgerechnet wird. Bei IaaS-Angeboten werden dem Kunden also virtuelle Server mit vorinstalliertem Betriebssystem, Basisprogrammen und Leistungsdaten gemäß vorher vereinbarter Spezifikationen vermietet. Für die Installation, Administration und Wartung der eigentlich benötigten Anwendung(en) auf diesem Server ist der Kunde nach wie vor selbst verantwortlich. Ein Beispiel für IaaS ist Microsoft Azure Virtual Machines.
- PaaS (Platform-as-a-Service) – Dienste gehen einen Schritt weiter als IaaS. PaaS bezeichnet die Bereitstellung einer Plattform, auf der die eigene Software ausgeführt wird. So können zum Beispiel Homepages, Webportale oder Programmierschnittstellen (APIs) über PaaS direkt in der Cloud gehostet werden. Hier obliegt dem Kunden lediglich die Betreuung der Software, die er hosten lässt, für alles darüber hinaus trägt der Anbieter Sorge. Ein Beispiel für PaaS ist Microsoft Azure Web-Apps.
- SaaS (Software-as-a-Service) bezeichnet die direkte Bereitstellung von Software aus der Cloud heraus. Hier wird eine einzelne Anwendung oder ein Softwarepaket vom Anbieter in der Cloud gehostet. Die Kunden kaufen oder mieten dann einen Zugang/eine Nutzungslizenz für die Software. Abgesehen von Einstellungen und Anpassungen innerhalb der Software wird die gesamte Administration, Wartung und Instandhaltung vom Anbieter übernommen. Beispiele für SaaS sind Microsoft Office 365 und Microsoft Dynamics 365 Customer Engagement.
Verschiedene Arten von Cloud
Landläufig geht man bei dem Begriff „Cloud“ davon aus, dass die technische Infrastruktur sich außer Haus befindet und ein externer Anbieter Diese betreut. Aber auch hier gibt es Abstufungen. In diesem Kontext fallen häufig Begriffe wie Public Cloud, Private Cloud und Hybrid Cloud.
- Public Cloud: Öffentliche Cloud-Angebote. Dies ist das Konzept, das am häufigsten gemeint ist, wenn man ganz allgemein von „Cloud“ spricht. Beispiele hierfür sind Microsoft Azure oder die Amazon Web Services (AWS).
- Private Cloud: Dies bezeichnet Cloud-Dienste, die eine Organisation für ihre Nutzer in einem eigenen Rechenzentrum bereitstellt. Die Bereitstellung von Arbeitsplätzen über Terminalserver, oder der zentrale Mailserver für die Verwaltung der Mitarbeiter- und Firmenpostfächer sind typische Private-Cloud-Fallbeispiele. Im Allgemeinen kann man von einer Private Cloud reden, sobald der Endnutzer (z. B. der Mitarbeiter) cloud-typische Mehrwerte nutzen kann, die aber auf firmeneigenen Ressourcen beruhen.
- Hybrid Cloud: Von Hybrid Cloud ist die Rede, wenn die Verwendung von Private und Public Cloud–Elementen kombiniert wird. In diesem Fall werden Dienste sowohl im Rechenzentrum der Firma als auch beim öffentlichen Cloud Anbieter betrieben.
Hier sollte bereits ersichtlich werden, dass das Thema „Cloud“ alles andere als klar definiert ist. Dies macht es ist es nicht einfacher, den Überblick zu behalten und die Vorteile oder Nachteile von Cloud Computing für die eigene Situation abzuwägen.
Vorteile und Nachteile von Cloud-Diensten
IaaS
Wie bereits erwähnt, denkt man bei dem Begriff „Cloud“ üblicherweise erst einmal an eine Public Cloud, ob Microsoft Azure, AWS oder Google Cloud. Bei dieser Cloud-Form wird keine eigene Server-/Speicher-Hardware benötigt. Dadurch erübrigen sich neben dem Bezug der Hardware selbst auch die Bereitstellung eines speziellen, klimatisierten Serverraumes, sowie die daraus resultierenden Betriebskosten, wie z.B. Stromkosten. Auch um die Pflege und Wartung der Hardware, sowie der Austausch veralteter oder defekter Komponenten, braucht man sich nicht zu kümmern. Die Gewährleistung der Funktion ohne eigenes Zutun ist somit ein eindeutiger Vorteil.
Weiterhin ist es deutlich einfacher, in einer Cloudumgebung zu skalieren. Meist genügt eine entsprechende Anfrage an den Anbieter, um die Infrastruktur an den aktuellen Bedarf anzupassen; Dass ein Austausch oder eine Erweiterung physisch vorhandener Hardware da deutlich aufwendiger und – mindestens auf kurze Sicht – teurer ist, sollte auf der Hand liegen.
PaaS
Von hier aus kann man auch einen Schritt weiter gehen und zusätzlich die administrativen Aufgaben der Server übergeben. Hier überschreitet man die Definitionsgrenze zwischen IaaS und Paas. Man spricht an dieser Stelle auch von Managed Services. So kann man z.B. eine Datenbank mieten und überlässt die Bereitstellung eines passenden Servers mit installierter Datenbank komplett dem Anbieter(z.B. Bereitstellung einer MSSQL Datenbank durch Microsoft). Dies hat den Vorteil, dass in diesem Fall wirklich die komplette Server-Wartung (Hard- und Software) nicht mehr selbst vorgenommen werden muss, sondern durch einen professionellen Partner mit genau auf diese Aufgaben spezialisiertem Personal erfolgt.
Ein Nachteil ist, dass die bereitgestellte Plattform durch den Anbieter festgelegt ist. Das bedeutet zum Beispiel, dass Software, die die gemietete Datenbank ansteuert, deren Format auch unterstützen muss. Zudem hat man auch wenig Einfluss darauf, wann z.B. Updates und Release-Wechsel auf dem Server durchgeführt werden. Daher muss man bei der Anwendung von Managed Services, insbesondere bei der kombinierten Nutzung mehrerer Managed Services, die Kompatibilität zueinander beachten.
SaaS
Bei einer Bereitstellung von SaaS (z. B. Microsoft Office 365) besteht ein großer Vorteil darin, dass man für die Nutzung der entsprechenden Dienste lediglich noch über ein passendes Endgerät verfügen muss. Dennoch gilt es zu beachten, ob und wie sich der Dienst in die bestehende Infrastruktur einfügt. Wenn z.B. von dem SaaS-Dienst verarbeitete Daten lokal in spezialisierten Anwendungen weiter bearbeitet werden, ist auch hier auf die Kompatibilität zu achten. Ein konkretes Fallbeispiel wäre ein im Büro verwendetes AddIn, das nur Microsoft Office als Desktop-Anwendung unterstützt. Hier kann sich die Umsetzung der gewohnten Funktionen in einem Microsoft Office 365-Webumfeld herausfordernd gestalten.
Weiterhin entsteht bei SaaS eine gewisse Abhängigkeit zum Anbieter: Wenn dieser Funktionen eines Dienstes in einem Update abändert, den Dienst durch eine neue Variante ablöst, oder Ihn komplett einstellt, hat der Kunde keine Möglichkeit, den Dienst unbegrenzt ‚wie gewohnt‘ weiterzuverwenden. In solchen Fällen wird es nicht ausbleiben, ab dem vom Anbieter meist lange im Voraus kommunizierten Stichtag, die entsprechenden Veränderungen mitzumachen, oder im Beendigungsfall seine Daten rechtzeitig aus der Cloud zu migrieren.
Vorteile und Nachteile von Cloud-Bereitstellungen jenseits der Public Cloud
Die oben genannten Bereitstellungs- und Dienst-Arten sind typisch für Public Cloud–Angebote, sind aber fast deckungsgleich in einer Private Cloud bereitstellbar. Hier verschieben sich natürlich die Vorteile und Nachteile entsprechend:
Private Cloud
Je mehr eigene Kontrolle man über den jeweiligen Dienst hat, desto größer ist im allgemeinen auch der eigene Aufwand – und oftmals auch die Kosten; So kann der Kunde die Zusammensetzung eines Private-Cloud-gehosteten PaaS, die Releaseversion eines Managed Service, oder die Lebenszeit eines SaaS selbst bestimmen. Dafür steigen entsprechend auch die Betriebs- und Personalkosten, da das betreibende Rechenzentrum ebenfalls in seiner Verantwortung steht.
Auf der anderen Seite kann man eine Private Cloud allerdings vergleichsweise klein aufstellen; Ein einfacher Outlook Web Access, ein webbasierter Dateiaustausch, oder besser ein Dokumentenmanagementsystem mit Webzugriff kann bereits alles sein, was ein Kunde an Cloud-Diensten benötigt. Derartige “Small Private Clouds” sind heutzutage schnell und kostengünstig umsetzbar. Nachteilig ist natürlich in jedem Fall, dass sich jede Private Cloud zu einem gewissen Teil in direktem Kontakt mit dem Internet befinden muss – wenn ihre Dienste nicht aus dem Internet zugreifbar sind, handelt es sich auch nicht um eine Cloud. Dies bedeutet, dass sowohl die Private Cloud als auch das anhängige Firmennetzwerk entsprechend stärker gegen Angriffe aus dem Netz geschützt werden muss.
Hybrid Cloud
Ziel einer Hybrid Cloud ist es, Elemente der Public Cloud, Private Cloud und lokalen Infrastruktur zu einer einzigen, flexiblen und kostenoptimierten IT-Infrastruktur zu verschmelzen. Dies kann, wie bei der reinen Private Cloud, sehr einfache Formen haben, z.B. Office 365 aus der Public Cloud, kombiniert mit einem Private Cloud–Mailserver und lokal bereitgestelltem ERP.
Die Komplexität, die eine Hybrid Cloud-Lösung erreichen kann, darf aber nicht unterschätzt werden; Die Anforderungen an eine solche Infrastruktur sind von Fall zu Fall so unterschiedlich, dass ein fertiges one-size-fits-all Hybrid Cloud-Produkt nicht machbar ist. Eine Hybrid Cloud ‑Infrastruktur muss auf jeden Fall als Individualprojekt betrachtet werden, dass auf die jeweiligen Anforderungen, bestehende Infrastruktur, Budget, etc. zugeschnitten werden muss. Hybrid Cloud-Lösungen benötigen für die Einrichtung und Pflege definitiv IT-Ressourcen¹ und können für kleine Bereitstellungen wirtschaftlich schnell uninteressant werden.
Bei Hybrid Cloud-Infrastrukturen wird möglichst versucht, die besten Aspekte von Public‑, Private Cloud und lokaler Infrastruktur zu kombinieren und die jeweiligen Nachteile zu minimieren. Eine Hybrid Cloud ist üblicherweise besonders geeignet um Lastspitzen abzufangen. Die Möglichkeit, sensible Daten lokal zu verwalten, den unkritischen Datenbestand hingegen online, ist ebenfalls oft ein wichtiger Pluspunkt. Die Planung, Umsetzung und Betreuung einer derartigen Infrastruktur ist allerdings nicht trivial.
¹ ungefähr vergleichbar mit den benötigten Ressourcen einer Private Cloud; im Gegensatz zu reiner Public Cloud-Nutzung wo gar keine derartigen Ressourcen nötig wären.
Vergleich der Cloud-Formen
Abschließend haben wir Ihnen einen kurzen Vergleich der Cloud-Formen mit Erfahrungs- und Schätzwerten tabellarisch zusammengestellt:
Public Cloud | Private Cloud | Small Private Cloud | Hybrid Cloud | |
---|---|---|---|---|
Investitionskosten | Keine | Hoch | Mittel | Mittel bis Hoch |
Kosten für die Hard-/Software | ||||
Betriebskosten | Mittel bis Hoch | Hoch | Mittel | Hoch |
Instandhaltungskosten | Keine | Hoch | Gering | Mittel bis Hoch |
Einführungsaufwand | Gering | Hoch | Mittel | Mittel bis Hoch |
Administrationsaufwand | Gering | Mittel | Hoch | Mittel |
Updatepolitik | Globalisiert | Zentralisiert | Manuell | |
Datenspeicherung | Außer Haus | Im Haus | Im Haus | Verteilt |
Cybersicherheit | Hoch | Mittel | Gering | Mittel |
Dynamisch Skalieren | Gut | Nein | Nein | Mittel |
Zugriff auf Dienste | Weltweit | Weltweit / Lokal | ||
Versionssicherheit | Gering | Hoch | Hoch |
Unser Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass Cloud-Nutzung für viele Unternehmen interessant ist. Bei der Art der Cloud sollte aber abgewogen werden, welches Modell sich am besten eignet, da jedes seine Vorteile und Nachteile hat. Wir sehen in der heutigen IT-Welt definitiv einen Trend zu Hybrid Cloud Modellen. Der konkrete Aufbau der jeweiligen Hybrid Cloud, welche Plattformen, Dienste und Inhalte an welcher Stelle bereitgestellt werden, ist aber auf jeden Fall detailliert zu planen.
Bei Fragen rund um das Thema „Cloud“ und ob sich ein Umstieg anbietet, können Sie uns jederzeit kontaktieren.
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